10 Schritte zur erfolg­reichen Ein­führung einer Lager­ver­wal­tungs­software (LVS)

LVS-Einführung

Die Ein­führung einer Lager­ver­wal­tungs­software (LVS) ist für ein Unter­nehmen Chance und Risiko zugleich. Dass, die heutige Logistik ohne ein ent­spre­chendes Lager­ver­wal­tungs­system kaum aus­kommen kann und für Unter­nehmen eine Vielzahl an Mög­lich­keiten zur Opti­mierung der eigenen Pro­zesse und Abläufe bietet, hat sich größ­ten­teils eta­bliert. Doch eines sollte dabei klar und ver­ständlich sein: die Ein­führung einer Lager­ver­waltung kann ein langer Weg werden, der umso stei­niger und holp­riger wird, wenn sich Unter­nehmen im Vorfeld nicht intensiv darauf vor­be­reiten und nicht Hand in Hand mit dem LVS-Anbieter arbeiten. Wir zeigen Ihnen die 10 wich­tigsten Schritte auf, die Sie für eine erfolg­reiche LVS-Ein­führung beachten sollten. 

Viele Unter­nehmen wollen bei der Ein­führung einer Lager­ver­wal­tungs­software häufig eines – Zeit und Geld sparen. Oftmals wird aber der geplante Zeit- und der fest­ge­setzte Kos­ten­rahmen deutlich über­schritten. Eine gewis­sen­hafte Vor­be­reitung ist das A und O für ein erfolg­reiches Projekt. Die wesent­lichen Fragen sollten zum Zeit­punkt der Umsetzung beant­wortet sein. Andern­falls zieht sich das Projekt unnötig in die Länge und die Kosten, welche durch unge­plante Anpas­sungen ent­stehen, steigen an. Kommt es zu Ver­zö­ge­rungen, ver­schiebt sich der end­gültige Pro­jekt­ab­schluss immer wieder nach hinten.

Doch was gehört zu einer inten­siven Vor­be­reitung und Planung? 

1. Pro­fes­sio­nelles Projektteam

Das Pro­jekt­ma­nagement ist maß­geblich ent­scheidend für den Pro­jekt­erfolg und das gilt auch für die Imple­men­tierung einer Software. Daher ist das Projekt-Setting, bestehend aus einem pro­fes­sio­nellem Pro­jektteam sowie klaren Zustän­dig­keiten essen­ziell. Dies bedingt aber auch, dass vom Pro­jet­k­auf­trag­geber die not­wen­digen Res­sourcen bereit­ge­stellt werden müssen. Die Pro­jekt­arbeit muss in Ein­klang mit dem Daily Business gebracht werden, was sicherlich kein leichtes Unter­fangen ist. Idea­ler­weise sollte das Kern-Pro­jektteam in der Zeit der Software-Ein­führung kom­plett für das Projekt abge­stellt werden. Auch sind die Qua­li­fi­ka­tionen und Erfah­rungen der Pro­jekt­mit­glieder sowie des Len­kungsau­schusses essen­ziell. Das Pro­jektteam trägt eine große Ver­ant­wortung und muss viele Her­aus­for­de­rungen meistern. Machen Sie sich also im Vorfeld Gedanken darüber, wer welche Rolle besetzen sollte. Nicht jeder ist für jede Position gut geeignet.

2. Akzeptanz innerhalb der Belegschaft

Das Pro­jekt­mar­keting wird oftmals unter­schätzt. Unter Pro­jekt­mar­keting kann man u.a. den Ver­än­de­rungs­prozess sowie den regel­mä­ßigen Aus­tausch zwi­schen Pro­jektteam und Beleg­schaft ver­stehen. Zum einen ist es wichtig, die Mit­ar­beiter auf die Ver­än­de­rungen vor­zu­be­reiten und klar zu ver­deut­lichen, welche Ziele und Vor­teile mit der Ver­än­derung ver­folgt werden. Zum anderen ist das Pro­jektteam in der Ver­ant­wortung, das ope­rative Per­sonal in Form von Status- oder Pro­jekt­fort­schritts-Mee­tings regel­mäßig auf dem Lau­fenden zu halten. „Keine Kom­mu­ni­kation“ schürt innerhalb der Beleg­schaft Unsi­cherheit und ver­ringert die Akzeptanz für die neue Lagerverwaltungssoftware. 

3. Sys­tem­an­for­de­rungen definieren 

Ist der Pro­jekt­auftrag beschrieben und die Pro­jekt­struk­turen fest­gelegt, geht es im nächsten Schritt darum, die pas­sende Software mit dem ent­spre­chenden Anbieter zu ermitteln. Die Vor­aus­setzung, um ein System zu eva­lu­ieren, ist das Defi­nieren der zukünf­tigen Sys­tem­an­for­de­rungen, gestützt auf die eigenen Logis­tik­pro­zesse. Sind Ihre Logis­tik­pro­zesse nicht voll­um­fänglich beschrieben und doku­men­tiert, so muss dieser Schritt unbe­dingt nach­geholt werden. Schließlich bilden die Logis­tik­pro­zesse sowie die in der Logistik zum Einsatz kom­menden Tech­niken wie bei­spiels­weise „pick by voice“, „pick by light“, ent­spre­chende Stap­ler­leit­systeme oder Lager-Auto­ma­ti­sie­rungen die Basis, um den Soll-Zustand respektive die IT-Anfor­de­rungen zu defi­nieren. Eine eta­bliertere Vor­ge­hens­weise zur Erar­beitung der Sys­tem­an­for­de­rungen ist das Durch­führen von Pro­zess­work­shops. Binden Sie hierbei das ope­rative Per­sonal unbe­dingt mit ein, denn dort ist das Pro­zess­wissen am höchsten.

 4. Pas­sende Lager­ver­wal­tungs­software & Anbieter ermitteln

Recher­chieren Sie nun ver­schiedene Sys­tem­an­bieter am Markt und erstellen eine Bie­ter­liste. Ist die Bie­ter­liste erstellt, sollte ein Erst­kontakt zu den Sys­tem­lie­fe­ranten statt­finden, mit dem Ziel diese offi­ziell in das Bie­ter­ver­fahren mit­auf­zu­nehmen. Par­allel dazu kann die Aus­schreibung vor­be­reitet werden. Beim Aus­schrei­bungs­ver­fahren gilt es ver­schiedene Punkte zu beachten, um den best­mög­lichen Anbieter zu wählen. Neben voll­um­fäng­lichen Aus­schrei­bungs­un­ter­lagen, wie einer detail­lierten Anfor­de­rungs­be­schreibung, dem Zeitplan, der Kos­ten­kal­ku­la­ti­ons­vorlage – hier sollte eine ein­heit­liche Vorlage erstellt werden, um die Ange­bots­aus­wertung zu erleichtern, emp­fehlen wir ent­spre­chende vor-Ort Bege­hungen mit den poten­zi­ellen Sys­tem­an­bietern durch­zu­führen. Zum einen findet somit ein erstes Ken­nen­lernen statt, zum anderen kann die Ange­bots­qua­lität und Genau­igkeit ver­bessert werden. Nachdem die Angebote der Sys­tem­lie­fe­ranten ein­ge­gangen sind, beginnt die Angebotsauswertungen.

Hinweis: Auf­grund der aktu­ellen Situation (COVID-19) sind Vor-Ort-Bege­hungen schwierig zu orga­ni­sieren. Daher bieten wir unseren Kunden und Lie­fe­ranten vir­tuelle Lager­rund­gänge als Alter­native an. Das Lager des Kunden wird dabei rea­li­tätsnah inklusive Lager­technik und Mate­ri­al­fluss in 3D nach­ge­bildet. Über eine vir­tuelle Plattform gelangt man direkt in das erstellte Lager­modell, in dem man sich vir­tuell frei bewegen und das Lager aus jeder Per­spektive erleben kann.

Hier geht es zu unserem vir­tu­ellen Lager­rundgang

5. Ange­bots­aus­wertung, Ver­trags­ver­handlung und Auftragsvergabe

Auf Basis der erstellten Aus­schrei­bungs­un­ter­lagen und Vor-Ort-Bege­hungen mit den poten­zi­ellen Sys­tem­lie­fe­ranten können nun qua­li­tativ gute Angebote von den Anbietern erwartet werden. Die Deadline zur Ange­bots­abgabe sollte unbe­dingt fest­gelegt werden. Nach Eingang der Aus­schrei­bungs­un­ter­lagen kann nun eine erste Vor-Selek­tierung vor­ge­nommen werden. Dazu zählen bei­spiels­weise Kri­terien wie „pünkt­liche Abgabe“ oder „Voll­stän­digkeit der Angebote“. Im zweiten Schritt werden Leis­tungen und Kosten der Angebote mit­ein­ander ver­glichen und bewertet. Am Ende sollten 3–5 Sys­tem­lie­fe­ranten für die Ent­schei­dungs-Phase zur Ver­fügung stehen.

Wir emp­fehlen im nächsten Schritt Refe­renz­be­suche durch­zu­führen, bei dem die Anbieter Ihre Lager­ver­wal­tungs­software vor­stellen. Eine gute Vor­be­reitung auf den Termin mit einem ent­spre­chenden Fra­gen­ka­talog sollte vor­aus­ge­setzt sein.

Vor dem finalen Ent­scheid müssen die ver­trag­lichen Rah­men­be­din­gungen genauer durch­leuchtet werden. Neben den Initi­al­kosten sind lau­fende Service- und War­tungs­kosten zu betrachten. Generell ist das gesamte Ver­trags­ma­nagement eine sehr wichtige Pro­jekt­phase, in der über eine lang­fristige Zusam­men­arbeit ent­schieden wird.

6. Pflich­tenheft verifizieren

Die Erstellung des Pflich­ten­heftes bildet die Basis aller Tätig­keiten und Funk­tionen der ein­zu­füh­renden Lager­ver­wal­tungs­software. Es wird vom Sys­tem­lie­ferant erstellt und beschreibt, wie die Anfor­de­rungen aus dem Las­tenheft konkret abge­deckt werden sollen. Das Pflich­tenheft dient zur detail­lierten Planung für die Imple­men­tierung der Software und enthält exakte Spe­zi­fi­ka­tionen hin­sichtlich der Software-Kon­fi­gu­ration und ist ein inte­graler Bestandteil des Ver­trages zwi­schen Ihnen und dem Sys­tem­lie­ferant, sowie die Grundlage für Tests und Abnahmen. Wichtig in der Phase ist, dass die Abstimmung der Inhalte und Funk­tionen mit dem Sys­tem­lie­fe­ranten gemeinsam erfolgen.  Die Pro­zesse müssen allen Betei­ligten klar und ver­ständlich sein. Nehmen Sie sich genügend Zeit für diese Phase. Unge­plante Prozess- und Funk­ti­ons­an­pas­sungen können im Nachgang kosten- und zeit­in­tensiv sein. 

7. Ein­führung sorg­fältig und präzise planen

Ein detail­lierter Projekt-/ und Ter­minplan ist unab­dingbar. Die Planung beinhaltet eine genaue zeit­liche Abfolge, Fer­tig­stellung und Ver­ant­wort­lichkeit der Auf­gaben, sowie eine dazu­ge­hörige Budget- und Res­sour­cen­planung. Stimmen Sie sich regel­mäßig mit dem Sys­tem­lie­ferant ab, halten Sie den Pro­jekt­fort­schritt stets im Auge, erstellen Sie dazu Pro­to­kolle und inter­ve­nieren Sie recht­zeitig, sobald Sie unge­plante Risiken iden­ti­fi­zieren. Erfah­rungs­gemäß sind fol­gende Phasen Bestandteil des Projekt-/ und Ter­min­plans: Kon­zept­planung (Pflich­ten­hef­ter­stellung), Rea­li­sierung und Imple­men­tierung der Software, Schulung der Mit­ar­beiter, Vor­be­reitung und Durch­führen der Sys­tem­tests, Inbe­trieb­nah­me­vor­be­reitung, GoLive und Stabilisierungs-Phase.

8. Rea­li­sierung und Implementierung

In dieser Phase werden alle Funk­tionen und Kon­fi­gu­ra­tionen der Lager­ver­wal­tungs­software durch den Sys­tem­an­bieter rea­li­siert. In der Regel erfolgt eine erste Imple­men­tierung auf ein Test­system. Stamm­daten und weitere Lager­daten werden aus dem bestehenden System in das Test­system über­tragen. Diese Daten­mi­gration bedarf einer genauen Betrachtung, da diese Daten das Grund­gerüst für die Software bilden. Zudem werden die benö­tigten Schnitt­stellen des Systems erstellt. Dies ist not­wendig, damit das neue Lager­ver­wal­tungs­system keine Insel­lösung dar­stellt, sondern sich nahtlos in die bestehende IT-Infra­struktur inte­griert und so die Abläufe nach­haltig optimiert.

 9. Inbe­trieb­nahme, GoLive & Stabilisierung

Ein wich­tiger Bestandteil zur Sicher­stellung von Funktion und Leis­tungs­fä­higkeit der geplanten Systeme ist ein umfang­reiches und ganz­heit­liches Testing – von den Prozess- und Inte­gra­ti­ons­tests, bis hin zu den Abnahme- und Live-Tests. Auf dem Markt gibt es dafür kom­plette Test­ma­nagement-Systeme, mit denen Sie Test­pläne erstellen, Tests koor­di­nieren und ver­walten und Ihrem Testteam zuweisen können. Je nach Aus­prägung Ihrer neuen Logistik-Software und auch abhängig von dem Umfang Ihrer Logis­tik­pro­zesse, sollten Sie ein aus­rei­chendes Zeit­fenster für das Testen ein­planen – dies sind in der Regel bis zu 12 Wochen Testzeit vor Ein­führung. Erst wenn alle Tests inklusive der Funk­tions- und Abnah­me­tests erfolg­reich bestanden wurden, Ihre Mit­ar­beiter weit­rei­chend geschult sind, kann der Go-Live stattfinden.

Die Go-Live-Phase in der LVS-Inbe­trieb­nahme ist mit einigen Risiken ver­bunden. Durch eine gute Vor­be­reitung und aus­rei­chender Sys­tem­tests, wie oben beschrieben, können die Risiken aber im Vorfeld mini­miert werden. Der eigent­liche Go-Live (Tag der Sys­tem­um­stellung) sollte gut und struk­tu­riert geplant werden. Stellen Sie aus­rei­chende Mit­ar­beiter-Res­sourcen zur Ver­fügung – in der Regel das gesamte Lager­per­sonal. Das gleiche gilt im Übrigen auch für den Sys­tem­lie­ferant, der mit einem ent­spre­chenden Support-Team vor Ort sein muss. Besprechen Sie mit ihm die Ein­satz­planung. Nach erfolgter System-Umstellung emp­fiehlt es sich erste Live-Tests mit soge­nannten Dummy-Auf­trägen durch­zu­führen, bevor Sie mit „echten“ Auf­trägen arbeiten. 

10. Nach dem GoLive ist vor dem GoLive

Erwarten Sie nicht, dass nach der Sys­tem­um­stellung alle Pro­zesse ein­wandfrei laufen und Sie ein absolut per­for­mantes System vor­finden. Dafür sollten Sie immer eine aus­rei­chende Sta­bi­li­sie­rungs­phase und Fein­tuning-Phase ein­planen. Diese kann mit­unter bis zu 6 Monate andauern. Geben Sie Ihrem Lager­per­sonal die nötige Zeit, um sich voll­um­fänglich in das System ein­zu­ar­beiten. System- und Kon­fi­gu­ra­ti­ons­an­pas­sungen gehören in der Sta­bi­li­sie­rungs­phase, genauso, wie ein aus­führ­liches Bug‑, Test- und CR-Management dazu. Planen Sie ent­spre­chende Pro­jektteam-Res­sourcen ein und ver­suchen Sie das System nicht unnötig zu „ver­biegen“ – schauen Sie sich vielmehr Ihren phy­si­schen Lager­prozess an und opti­mieren diesen.

Fazit:

Eine intensive Vor­be­reitung und Planung sind genauso essen­ziell, wie das Bereit­stellen der Res­sourcen Zeit, Budget und Per­sonal. Sparen Sie nicht am fal­schen Ende. Sprechen Sie uns gerne an. Wir begleiten und unter­stützen Sie während der gesamten Software-Ein­führung kom­petent und zuver­lässig. Lassen Sie uns gemeinsam Ihr LVS-Projekt erfolg­reich umsetzen.